Hacking the Government: Warum es nach über 10 Jahren immer noch Hackathons braucht

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Foto: Bundeskanzlei / Béatrice Devènes

von Florin Hasler, Geschäftsleiter

Hackathons sind für die meisten nichts Neues mehr. Mit Opendata.ch organisieren wir datengetriebene Hackathons seit über 12 Jahren. (Je nachdem, wen man fragt, waren wir die ersten in der Schweiz, mindestens die zweiten 😉). Unser Konzept ist seit jeher dasselbe: Interdisziplinäre Teams bauen in gut 30 Stunden datenbasierte Prototypen, um kollaborativ gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen. So wollen wir die Nutzung von Daten sowie offene und gemeinwohlorientierte Innovation in unterschiedlichen Bereichen fördern. Themen kommen und gehen, manche bleiben: Mobilität (2012), Politik (2015), Recht (seit 2021), Medien (2021/22), GLAM/Kulturerbe (seit 2015), Energie (seit 2019), Landwirtschaft (seit 2020), Verwaltung (2023/24),…

Unsere Hackathons sind wie (Stakeholder-)Roundtables. Doch anstatt (schon wieder) über theoretische Lösungen für komplexe Probleme (👀 Data Spaces) zu sprechen, beginnen wir einfach mal. Zusammen. Mit der Verwaltung. Mit der Wirtschaft. Mit der Zivilgesellschaft. Für mich sind Hackathons die Antithese zu “man sollte” und “das wird nicht funktionieren”.

Natürlich ist es schön, wenn aus einem Hackathon viele nachhaltige, wirkungsvolle Projekte entstehen (👀 Prototype Fund). Für mich liegt der grösste Mehrwert aber im Erlernen von Kollaboration über Hierarchien und Organisationsgrenzen hinweg (das Aufbrechen der berüchtigten Silos) und der Etablierung einer Kultur der Offenheit in und zwischen Organisationen. Der Weg ist das Ziel. Denn wer es noch nicht gemerkt hat: Die alten Rezepte wirken nicht mehr für neue, immer komplexere Krisen und Probleme. Wir brauchen mehr Kooperation. Mehr Offenheit. Mehr Fehler. Denn Elon Musk oder die nächste Hype-Technologie werden es nicht alleine reissen.

In diesem Kontext freut es mich sehr, dass uns Jürg und die Bundeskanzlei DTI vor gut eineinhalb Jahren das Vertrauen geschenkt und mit uns zusammen den GovTech Hackathon organisiert haben. Vergangenes Jahr zum Thema API (Programmierschnittstellen). Dieses Jahr zum Thema “Vernetzte Schweiz“. Über 300 Personen – etwa die Hälfte davon aus der Bundesverwaltung – haben 30 Prototypen entwickelt: von einer App für die effektive Einsatzplanung für Vermisstensuche bis hin zur Voraussage von Schneereserven (und damit Stromreserven) über den Schweizer Stauanlagen. Stimmung und Feedbacks waren überwältigend. Für mich war es sehr bereichernd mitzuerleben, mit welchem Enthusiasmus die Teilnehmer:innen zusammen Lösungen entwickelt und diese vor einer hochkarätigen Jury präsentiert haben, die wiederum schwer beeindruckt davon war.

Klar läuft in der Schweizer Verwaltung nicht alles rund mit Innovation und Digitalisierung. Aber mit dem Finger auf Bern zu zeigen ist zu einfach: In wie vielen Konzernen funktioniert es denn wirklich? (👀 Google und seine eineinhalb erfolgreichen Produkte; obwohl sie mittlerweile bewusst nicht mal das mehr hinkriegen). Und die Verwaltung ist aus meiner Sicht ein Grosskonzern mit einer zusätzlichen Ebene an Komplexität und Einschränkungen. Anstatt “man sollte” und “haha, schon wieder ein missglücktes IT-Projekt” zu rufen, wollen wir die Verwaltung auf ihrem Weg unterstützen, offener, menschenzentrierter und innovativer zu werden.

Nächstes Jahr pausiert der GovTech Hackathon. Aktuell kümmern wir uns darum, dass jene Projekte weitergehen, die gebraucht werden und deren Teams weitermachen wollen. Und viele weitere Themen. Wenn Du Fragen oder Feedback hast oder selbst einen Hackathon organisieren willst, freue ich mich über Deine Nachricht. Denn ein guter Hackathon braucht gute Partner.