Open Government Data Update: Parlamentarier und Programmierer ziehen am gleichen Strick

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Nachdem der Bundesrat im August drei Interpellationen zu Open Government Data positiv aber unverbindlich beantwortet hat, verlangen Mitglieder der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit nun konkrete Schritte zur Öffnung der Datenbestände des Bundes. Die Nationalrätinnen Edith Graf-Litscher (SP) und Kathy Riklin (CVP) sowie Nationalrat Christian Wasserfallen (FDP) haben zu diesem Zweck eine wegweisende Motion und zwei Postulate eingereicht.

Gleichzeitig arbeiteten Anfang Oktober unter dem Titel `make.opendata.ch` 120 Software-Entwickler, Gestalter und Konzepter zwei Tage lang an neuen Apps für mehr Datenzugriff in ihren Städten, ihren Kantonen, ihrem Land – und zeigten so in Zürich und Lausanne, wie High-Tech, Design und Demokratie produktiv zusammenfinden können.

Offen zugängliche Behördendaten enthalten ein in der Schweiz bis anhin unerschlossenes Potential für mehr Transparenz, Innovation und Kosteneinsparungen. Daher fordert Edith Graf-Litscher in ihrer Motion ein zentrales Verzeichnis aller Datenbestände sowie einen effizienten, zentralen Zugang zu den öffentlich verfügbaren, aktuellen und archivierten Daten des Bundes: „Vergleichbare Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass der volkswirtschaftliche Nutzen offen zugänglicher Behördendaten erst mit der Einrichtung eines zentralen Zugangs zu diesen Datenbeständen einsetzt“ begründet Nationalrätin Graf-Litscher ihre Motion. „Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Öffnung der Datenbestände des Bundes sind grundsätzlich gegeben und die Kosten für Verzeichnis und zentrale Bereitstellung der Daten in Anbetracht des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potentials äusserst bescheiden, ich erwarte daher eine rasche Umsetzung der Massnahmen.“

„Damit das Potential von Open Government Data sinnvoll ausgeschöpft werden kann, braucht es einen Masterplan, welcher das Vorgehen der einzelnen Ämter unter einer Gesamtsicht plant und koordiniert.“, so Kathy Riklin. Aufgrund ihres Postulats erwartet Riklin vom Bundesrat bis spätestens Mitte 2012 eine Analyse der aktuellen und archivierten Datenbestände des Bundes, eine Abschätzung der Vorteile und Risiken offen zugänglicher Behördendaten sowie einen Masterplan für konkrete Massnahmen, um das Potential von Open Government Data für die Schweiz in den nächsten Jahren effektiv zu nutzen. „Die Schweiz ist arm an natürlichen Ressourcen. Aber die kreative Nutzung offener Daten der Behörden, des öffentlichen Sektors und der Forschung durch Softwareentwickler, Medienschaffende sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger ist eine Chance, die uns zusätzliches soziales und wirtschaftliches Wachstum aus eigener Kraft ermöglicht.“

Für Christian Wasserfallen ist klar, dass offene Zugänglichkeit und freie Nutzung von Behördendaten in den nächsten Jahren zu Schwerpunkten des E-Government werden. Er verlangt daher mit seinem Postulat eine entsprechende Ergänzung der E-Government-Strategie der Schweiz: „Offene Behördendaten bringen eine wesentliche Verbesserung der Transparenz staatlichen Handelns und helfen, die Effizienz der Verwaltung zu steigern. Staatliche Leistungen können aufgrund offen zugänglicher und maschinenlesbarer Daten besser beurteilt und verglichen werden. Davon profitiert die gesamte Gesellschaft.“

Am gleichen Strick wie die Parlamentarier zieht eine starke Community von Softwareentwicklern, Designern und Aktivisten, die sich am 30. September und 1. Oktober zu den ersten make.opendata.ch Hackdays zusammenfanden. 120 engagierte Profis aus dem Technologie- und Kreativsektor arbeiteten in diesen zwei Tagen in Zürich (ZHdK) und Lausanne (EPFL) an Visualisierungen, Datenanalyse-Tools und Bürger-Diensten auf Datenbasis. Das Resultat sind unter anderem die Visualisierung der Schweizer Armeealtlasten, das Herunterbrechen der Zürcher Jahresrechnung auf den Beitrag einer Person, die Auswertung der Lausanner Energieverbrauchsdaten auf Strassenebene („Ma rue, est-elle verte?“) sowie die Herstellung eines Datenstroms der Schweizer Strahlungswerte. Dabei manifestierte sich ein klarer Wille und ein Bedürfnis, mittels Open Government Data komplementär zur direktdemokratischen Partizipation einen Rückkanal zu schaffen, der die Entwicklungen in unserem Gemeinwesen auf allen Ebenen greifbar, auswertbar und darstellbar macht.

Die Zusammenarbeit mit Partnern in der Verwaltung war erfolgreich und offenbarte sich beispielsweise anhand des
Sponsorings durch die Initiative eZürich der Stadt Zürich oder die Datenfreigabe in Lausanne. Das staatsbürgerliche Engagement der High-Tech Spezialisten und Informationsdesignern stimmt zuversichtlich für die Entwicklung einer Demokratie des 21. Jahrhunderts Schweizerischer Prägung. Das Thema „Transparenz und IT“ wird denn auch nicht nur sie weiter beschäftigen, Open Government Data bildet schliesslich nichts weniger als die bewusst produktive Kehrseite von negativen Phänomenen wie Bankdaten-CDs, Wikileaks und Konsorten.

Weitergehende Information erhalten Sie im make.opendata.ch Wiki, im Austausch mit der Community oder im direkten Kontakt.

Ein grosser Dank geht an die Sponsoren eZürich, ZHdK, EPFLLiip und Swissnex SF.

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