Hacker-Porträt

  • GLAM

Beat Estermann

Gründer und Initiator der OpenGLAM-Arbeitsgruppe und Koordinator des Schweizer Kultur-Hackathons im Gespräch. Er erzählt u.a. was wir uns unter einem Hackathon vorstellen können und wie so etwas abläuft.
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Beat Estermann ist Gründer und Initiator der Schweizer OpenGLAM-Arbeitsgruppe. Die Abkürzung „GLAM“ steht im Englischen für „Galleries, Libraries, Archives und Museums“. „OpenGLAM“ ist demnach das Pendant zu „Open Government“ im Bereich der Gedächtnisinstitutionen. Dabei geht es einerseits um offene Daten und andererseits um neue Partizipationsmöglichkeiten. Estermann fasst das, wofür sich die Arbeitsgruppe einsetzt, in 5 Prinzipien zusammen:

„Als erstes fordern wir, dass digitale Informationen zu Überlieferungsobjekten – das wären dann die Metadaten – mittels einer geeigneten Lizenz ohne Nutzungsbeschränkungen online verfügbar gemacht werden. Als zweites ist es uns ein Anliegen, dass gemeinfreie Werke keinen neuen Nutzungsbeschränkungen unterworfen werden. Drittens soll bei der Publikation von Daten explizit kommuniziert werden, welche Art von Weiterverwendung erwünscht bzw. erlaubt ist. Viertens es wichtig, dass bei der Publikation von Daten offene, maschinenlesbare Dateiformate verwendet werden und fünftens sollen Internet-NutzerInnen die Möglichkeit erhalten, solche Daten auch aktiv zu nutzen und am kulturellen Diskurs zu partizipieren.“

Mit diesen Prinzipien im Hinterkopf hat die Arbeitsgruppe vor zwei Jahren den Kultur-Hackathon ins Leben gerufen. Nicht zuletzt deshalb, weil „ein Hackathon ein gutes Mittel ist, Kulturdaten frei zu bekommen“. Estermann spricht damit ein Phänomen an, das wir vermutlich alle kennen: Es braucht einen konkreten Anlass, der einem ermuntert, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die gerade nicht zuoberst auf der To-do-Liste stehen. „Angeregt durch den Hackathon, setzten sich Datenprovider verstärkt mit der Nutzerperspektive auseinander, während sich Datennutzer auf neue Datensätze einlassen. Der Anlass kann zudem dazu beitragen, dass Kulturgüter vermehrt Eingang in die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia nimmt.“ Es ist eine Win-win Situation für beide Seiten: „Forschung und Bildung wird erleichtert und kulturelles Schaffen begünstigt.“

Dieses Jahr findet der Event Anfang Juli in Basel statt. Ziel des Hackathon ist es, „die verschiedenen Stakeholdergruppen zusammen zu bringen“. Auf der einen Seite sind das die Dataprovider wie Museen, Archive und Bibliotheken, und auf der anderen Seite sind es Hacker. Und zwar wirklich alle, die in diesem Container-Begriff Platz haben: „Softwareprogrammierer, Forscher, Ideengeber, Kreative, Wikipedianer aber auch alle, die aus dem Bereich der digitalen Geisteswissenschaften kommen.”

Was müssen wir uns unter einem Hackathon vorstellen? Wie läuft das ab?

„Als erstes geht es darum, eine geeignete Idee zu finden und diese vielleicht auch etwas zu straffen. Zwei Tage sind wenig Zeit. Bei der Ideenfindung werden Daten angeschaut, die von Kultur- und Gedächtnisinstitutionen zur Verfügung gestellt wurden und man überlegt sich, was man damit machen könnte. Diese Datensichtung sollte im Idealfall schon vor dem Hackathon stattfinden.

Am Hackathon werden diese Ideen dann vorgestellt. Die Teilnehmer versuchen, Interessenten für ihre eigene Idee zu gewinnen oder schliessen sich anderen spannenden Plänen an. Gemeinsam bilden diese Personen ein Projektteam, das im Idealfall verschiedene Skills und Stärken vereint. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass sich die Ideen aufgrund der Team-Zusammensetzung weiterentwickeln.

Und dann wird erst einmal mit den Daten gearbeitet.
Wer zwischendurch selber wieder einmal einen Input wünscht, findet dies beim Side-Programm, das während den zwei Tagen parallel zum Event angeboten wird.

Nach zwei intensiven und spannenden Tagen folgt schliesslich am Samstagabend eine Präsentation der erarbeiteten Projekte. Dieses Jahr wird diese zum ersten Mal auch für die Öffentlichkeit geöffnet. Damit versuchen wir vor allem Datenprovider, Förderorganisationen und eine interessierte Öffentlichkeit zu erreichen, die allenfalls durch die Ergebnisse dazu angeregt werden, gewisse Projekte weiter zu unterstützen.

Und natürlich bekommen alle Teilnehmer und Besucher beim gemeinsamen Apéro die Gelegenheit, mit Experten aus verschiedenen Bereichen direkt zu diskutieren. Im Idealfall entstehen aus dem Hackathon oder einfach auch dank den neu geknüpften Kontakten in Zukunft neue Projekte mit Schweizer Kulturdaten.“

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Artikel und Bilder von Marion Regenscheit